Juni 9, 2023
Von
Julian Scheufler
Kreative Verarbeitung der Geschichte I Always remember. Never forget
„Always remember. Never forget“ – unter diesem Motto bin ich, zusammen mit Münchner Schüler*innen und einem tollen Team, für eine Woche nach Kaunas in Litauen gereist.
Das Projekt von Culture Clouds e.V. in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München, erinnert an die Verbrechen des Holocaust, insbesondere in Bezug auf München.
Letztes Jahr haben wir dazu, hier im Südpark Studio München, Film und Tanzmusik für das Stück „Meine Schule brennt“ produziert. Die Inszenierung erzählte die Geschichte einer jüdischen Schule, die in der Reichspogromnacht 1938, gemeinsam mit der Ohel-Jakob-Synagoge, in Flammen aufging.
In diesem Jahr nehmen auch Schüler*innen aus Kaunas in Litauen an dem Projekt teil. Der Grund dafür ist die traurige Verbindung zwischen München und Kaunas: Fast 1000 Jüdinnen und Juden, darunter zahlreiche Kinder, wurden aus München mit dem Zug nach Kaunas deportiert und dort wenige Tage später erschossen.
Gemeinsam erforschen und verstehen die Schüler*innen aus beiden Städten diese Geschichte und bringen sie dann auf kreative Weise zum Ausdruck. Wir nutzen dafür verschiedene Formen, wie Tanz, Film, Sprache, Zeichnungen und Musik. Mit diesem Blogbeitrag möchte ich dir einen kleinen Einblick in den musikalischen Teil dieser bewegenden Arbeit geben.
Der Klang der Geschichte: Musikproduktion und Aufnahmen an historischen Orten
Meine Hauptaufgabe in diesem Projekt ist die Betreuung der Musikgruppe. Ich begleite die Schüler*innen dabei, Musik zu schreiben, zu produzieren. Diese haben wir vor Ort mit meinem mobilen Tonstudio aufgenommen. Teils haben die Schüler*innen einen musikalischen Background, teils auch nicht, aber auch das ist voll okay.
Musik machen kann jede*r!
Mit Gitarre, Geige, Querflöte, Trommeln und Gesang entstanden mehrere Werke. Auch ein auf Loops basierendes Stück zum Tanzen mit Elementen aus der elektronischen Tanzmusik haben wir produziert, bei dem sich alle mit Instrumenten, Stimme und Geräuschen eingebracht haben.
Die Songs, die wir schrieben, basieren auf Melodien aus Liedern, die damals in Kaunas vom offiziellen Ghettoorchester aufgeführt wurden. Für die Aufnahmen nutzen wir auch historische Orte, wie z. B. unterirdische Tunnel im sogenannten 9. Fort und das ehemalige jüdische Ghetto, um die besondere Stimmung dieser Orte einzufangen.
Musik als Überlebensstrategie
Die Kultur im jüdischen Ghetto in Kaunas spielte zu jener Zeit eine wichtige Rolle, um im tristen und hoffnungslosen Alltag etwas zu haben, mit dem man zumindest versuchen konnte, diesen zu verarbeiten. Zum Beispiel beschreibt der von damals überlieferte Song „Singt und tanzt im Kreis“ auf ironische Weise, wie die Menschen sich gezwungen sehen, zu tanzen und zu feiern, um zu überleben und ihre Not zu vergessen.
Auch wenn unsere Lebensrealität heute weit von dem damaligen Leid entfernt ist, so ist für mich persönlich Musik, gerade in schwierigen Zeiten, immer eine verlässliche Stütze. Ob es sich um die Lieder anderer Künstler*innen handelt oder um selbstgeschriebene Songs, sie helfen mir dabei, Erlebnisse zu verarbeiten und meine Gedanken zu sortieren.
Eine Woche voller Erinnerungen: Kreative Projekte und neue Bekanntschaften in Kaunas
Trotz der Schwere des Themas hatten wir eine sehr schöne Zeit in Kaunas. In der Woche ist so viel passiert und so viel Tolles entstanden. Wir haben neue Kontakte geknüpft, mit Menschen, die wir ohne dieses Projekt wohl nie kennengelernt hätten. Freundschaften sind entstanden.
Als Erinnerung und um andere daran teilhaben zu lassen, haben wir jeden Tag ein kurzes Video für Instagram gedreht. Diese findest du auf der Seite von Culture Clouds München.
Ich habe selbst auch ein paar Videos gedreht:
Und so geht es weiter mit dem Projekt
Im Oktober kommen die Schüler*innen aus Litauen hier zu uns nach München, dann werden wir weiterarbeiten und am Ende wird das Stück aufgeführt. Wir werden noch mehr über die Münchner Seite, das „Judenlager Milbertshofen“ und die Deportierung erfahren und auch diesen Teil der Geschichte kreativ aufarbeiten.
Du bist herzlich eingeladen, bei der Aufführung dabei zu sein. Wann und wo diese genau stattfindet, wird noch verkündet. Folge mir auf Instagram, da gebe ich auf jeden Fall Bescheid: @suedparkstudio
Indem wir Geschichte lebendig machen und durch kreative Ausdrucksformen wie Musik, Tanz und Film unsere Botschaft teilen, können wir sicherstellen, dass die Erinnerung an solche Verbrechen niemals verblasst. Es ist unsere Verantwortung, die Vergangenheit zu reflektieren und aus ihr zu lernen, um eine bessere Zukunft aufzubauen.
Künstlerische Leitung: Dorothee Janssen & Julian Monatzeder
Inhaltliche Begleitung: Dr. Thomas Rink
Litauischer Kooperationspartner: 9tes Fort Kaunas
Litauischer Kooperationspartner: 9tes Fort Kaunas
Deine eigene Geschichte musikalisch verarbeiten
Du möchtest deine eigene Geschichte musikalisch verarbeiten? Dann kontaktiere mich jetzt! Ich bin gespannt, diese zu hören und dich dabei zu unterstützen, sie in einem musikalischen Werk für die Ewigkeit festzuhalten. Hier im Musikstudio in München.
Ich freue mich, von dir zu hören!
LG Julian
LG Julian